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25. Jungfrau-Marathon am 09.09.2017 von Interlaken zur Kleinen Scheidegg

 

Der Jungfrau-Marathon ist ein Marathon, der seit 1993 jedes Jahr Anfang September im Berner Oberland stattfindet. Er ist einer der bekanntesten Bergmarathons der Welt und wird organisiert vom Verein Jungfrau-Marathon.

 

Nachdem der Swiss Alpine Marathon 1986 ins Leben gerufen wurde, war die Zeit reif für einen Marathon mit Ziel auf einem alpinen Gipfel. Der Jungfrau-Marathon war in den Alpen der erste Lauf dieser Art über 42,195 km, auch wenn er nur etwa die halbe Höhe des Jungfrau-Gipfels erreicht.

 

Eiger - Möch - Jungfrau (v.l.n.r.)
Eiger - Möch - Jungfrau (v.l.n.r.)

1998 verliehen die beiden amerikanischen Autoren Dennis Craythorn und Rich Hanna in ihrem Buch The ultimate guide to international marathons dem Jungfrau-Marathon das Prädikat „schönster Marathon der Welt“.

 

 


Bericht von Udo

 

Gemeinsam mit 3 Mitstreitern und 5000 Läufern stehe ich am Morgen des 09.09.2017 am Start zum schönsten Marathon der Welt. Das wunderbare Wetter des Vortages ist einem trüben Grau gewichen. Gestartet wird in 6 Blöcken, ich stehe in Block 5 mit einer Zielzeit von 6 Stunden. Das eigentliche Ziel ist Ankommen.

 

 

08:30 Uhr gibt Dario Cologna den Startschuss für den ersten Block.

In diesem Moment fängt es an zu regnen. Der Regen wird unser ständiger Begleiter sein. Nach 20 Minuten geht es auch für uns los.

 

 

 

 

 

Eine Schleife in Interlaken und dann laufen wir immer am Fluss Lütschine entlang Richtung Lauterbrunnen. Die Stimmung am Rand ist super. Vor allem die riesigen Kuhglocken verursachen einen Höllenlärm.

 

 

 

 

Kilometer 11 bringt die ersten Höhenmeter. Ich habe gute Beine und kann den Empfang der Massen in Lauterbrunn genießen.

 

 

 

 

 

Noch eine flache Runde und bei Kilometer 25 liege ich super im Zeitplan. Am Verpflegungspunkt gibt es Bouillon, die soll Wunder wirken. Danach geht es zur Wand von Wengen.

 

 

 

Auf 2 km sind 400 Höhenmeter zu überwinden. In den unzähligen Serpentinen gehe ich außen, das macht es etwas einfacher. Aus einem Lautsprecher tönt in Endlosschleife „Another brick in the wall" von Pink Floyd. Die ersten Läufer stehen an der Seite und versuchen mit Dehnungen ihre Krämpfe zu beseitigen. Ab hier sind die Kilometerangaben in 250m Schritten.

 

 

 

 

In Wengen angekommen säumen wieder viele Zuschauer den Rand, auch lustige Holländer sind dabei. Die Sprecherin feuert uns mit den Worten :“Hopp zamme! Auf geht`s, nur noch 1000 Höhenmeter!“ an.

 

 

 

Hoch zur Wengernalp nimmt der Regen zu. Die dünne, tags zuvor erworbene Regenjacke leistet gute Dienste. Extrem steile Passagen wechseln sich mit flachen Stücken ab. Da einige Läufer wieder anfangen zu rennen, schließe ich mich an. Und da zieht es im rechten Oberschenkel. Man hatte mich gewarnt. Keiner kommt ohne Krampf durch. Ich gehe und kann Schlimmeres verhindern. Das war knapp! Der nächste Punkt heißt Wixi. Wer hier nicht in der vorgegebenen Sollzeit liegt, wird gnadenlos rausgenommen. Alphornbläser und Fahnenschwinger die am Verpflegungspunkt stehen, geben trotz Kälte ihr Bestes.

 

 

 

 

Zur Boullion nehme ich jetzt nicht mehr Wasser sondern Cola. Nur noch 4 Kilometer bis zum Ziel. Ab hier gibt es zwei Wege. Uns schickt man auf der Originalstrecke nach oben. Der Bergwanderweg ist schlammig und sehr glatt. Vor mir stürzt ein älterer Mann. Wir helfen ihm auf. Er will unbedingt weiter. Fällt aber nach 10m wieder hin. Helfer kümmern sich. Läufer an Läufer schlängeln sich wie an einer Perlenschnur hoch bis zur Moräne. Die Sicht beträgt nur noch ein paar Meter und es regnet weiter.

 

 


 

 

Den Dudelsackspieler hören wir schon von weitem, können ihn aber erst sehen, als er direkt vor uns steht.

 

Nach 1829 Höhenmetern haben wir Locherflue, den höchste Punkt der Strecke erreicht. Die Helfer, die uns beim herabsteigen der 4 Steinstufen helfen, frieren mehr als wir. Hier gibt es Schokolade als Belohnung. Den letzten Kilometer laufe ich durch. Nach 6 Stunden und 11 Minuten bin ich im Ziel auf der Kleinen Scheidegg und überglücklich. Hier erwartet mich der andere Opa von meinem Enkel, Holger Enke. Was für eine Freude. Ich hole mein Finisher-Shirt und eine große Tafel Schokolade.

 

 

 

 

Beim Anstellen zum Rucksack abholen zittern alle um die Wette. 5 Grad sind wenig! Hier erfahre ich, dass mehr als 100 Läufer, die nur 15 Minuten hinter uns waren, aus Sicherheitsgründen rausgenommen wurden. Die Situation an der Moräne war zu gefährlich geworden. Nach der heißen Dusche lassen sich die Finger wieder bewegen und ein Bier festhalten. Bei der Kälte schmeckt es nicht, dafür haben wir durch das Zittern immer Schaum im Becher.

 

 

 

 

Einer unserer 4 Läufer ist der Sollzeitgrenze zum Opfer gefallen. Wir treffen uns nach einer abenteuerlichen Fahrt mit der Bergbahn im Zelt in Interlaken zur Siegerehrung. Holger Enke und sein Kumpel Gerald haben den Lauf zum 10. Mal erfolgreich beendet und werden auf der Bühne geehrt. Wir lassen den Tag entsprechend ausklingen.

 

 

Der Jungfrau-Marathon ist unvergleichlich und sehr anstrengend. Trotzdem werde ich mir den „schönsten Marathon der Welt“ wohl nochmal bei schönem Wetter anschauen müssen.

 

 

Und ich bin jetzt „Jungfrau“. Naja!

 

 

 

Die Qual in Durchgangszeiten:

Udo Z.

Holger E.


 

 

Herzlichen Glückwunsch !!!

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