Ein Bericht von René D.
„Der Brocken-Marathon ist ein Wettkampf mit ganz besonderen Anforderungen. Über 1000 Höhenmeter machen diesen Marathon zu einem der schwierigsten Ausdauerläufe Deutschlands. Nur sehr gut trainierte Läuferinnen und Läufer sollten diese Herausforderung riskieren.“ ... so schreibt es der Verein auf seiner Homepage.
Nach einem Bericht vom Brocken Marathon 2022 fiel mir wieder auf, dass ich nach dem 26,3km Brockenlauf in 2006 eigentlich noch Mal den Marathon über den Brocken absolvieren wollte. Da das Wort „eigentlich“ den ganzen Satz versaut, wurde es kurzerhand gestrichen und der Lauf ins Auge gefasst. Nachdem vor 14 Tagen der Berlin Marathon als letzter langer Lauf in 3:40h bewusst kontrolliert absolviert worden war, stand dem Vorhaben nur noch das Wetter entgegen. Mitte Oktober immer eine Überraschungskiste. Für den Startort Wernigerode waren zum Start 9 Uhr +7 Grad und für den Brocken gegen 11 Uhr immerhin +3 Grad angekündigt. Wichtig: 8h Sonne und kein Regen ! Ideale Bedingungen.
Freitag
Die Anreise war sonnig und staufrei. Das Hotel Gothisches Haus, bestes Hotel am Platze direkt am Markt neben dem Rathaus, war ideal. Nach dem einchecken holte ich die Startunterlagen. Ausgesucht hatte der Veranstalter die Remise, ein 300 Jahre altes Wirtschaftsgebäude. Die Abholung verlief ohne Probleme. Ein kleiner Bummel durch Wernigerode eine eine Einkehr beim Italiener rundeten den Tag am.
Samstag: Marathon
Das Frühstück war zeitig, denn der Start war bereits 9 Uhr. Zwei Kilometer galt es noch nach Himmelpforte zu laufen. Bereits beim Frühstück saß ein drahtiger Bergläufer am Nachbartisch. Dieser erzählte, dass ihm Läufe bergan gefallen. Schließlich hatte er erst vor drei Wochen den Jungfrau Marathon absolviert. Seine Parole: „Kraft sparen, wo es nur geht, denn bergab strengt auch an“. Ein Satz, den ich mir vom Start bis Kilometer 35 zu Herzen nahm und der diesen Marathon, als einen der schönsten und entspanntesten Bergläufe zu Ende gehen ließ. Keine Ahnung wie der Mann hieß, aber DANKE!
Im Startblock stiegen die Zweifel. Nur gut trainierte Läufer und so … Die Sonne kam langsam zwischen den herbstlich geschmückten Bäumen durch. Ein schnelles Foto mit dem Besenfahrzeug als Endgegner wurde noch gemacht und dann ging es in den Startblock. Erstaunlich viele Starter für dieses Vorhaben dachte ich mir. Viele bereits älteren Baujahres und ich ahnte, dass sie sehr genau wissen was sie tun und wie sie es tun müssen. Egal, bis Kilomter 8 sah das Profil gut aus und der Plan war entspannt dahinlaufen. Was man hat, hat man.
Der Startschuss fiel und es ging direkt den ersten Kilometer bergan. Kilometer 1 in 6:30min. Der Plan mit locker dahin scheiterte bereits. Was soll´s – Kraft sparen, wo man kann. So lief es durch herbstliche Wälder des Harzes. Ich hängte mich an einen mit Läufer mit Shirt des Brockenlaufverein. Der wird ja wohl wissen, was er tut. Der erste 5km Splitt zeigte 28:32min (5:42/km). Die Beine waren locker und weiter ging es mit weiteren 5km in selber Zeit. Also 57min für den Zehner.
Bei Kilometer 12 kam dann die erste ernsthafte Steigung. Der Schritt wurde langsamer aber bis Kilometer 15 war es entspannt, auch wenn die vergangenen 5km in 33 Minuten zu Buche schlugen. Somit waren 15km in rund 1:30h bereits geschafft, aber der Lauf ging erst los. Nach weiteren 500m und den ersten wunderschönen und sonnigen Blick auf den nebelfreien Brockengipfel als Zwischenziel, ging es scharf links und direkt steil an auf den berüchtigten Gitterplattenweg. Anfänglich noch mit dem Versuch des Laufens, stellte ich schnell fest, dass ein zügiges Gehen sonnvoller ist. 3,5km bis zum Gipfel. Mit Rucksack, Hut und Wanderstock ging es schnellen Schrittes weiter.
Jede Verpflegungsstation wurde genüsslich ausgenutzt. Warmer Haferschleim war ein Muss. Kilometer um Kilometer, Meter um Meter. Mal Gefühlt 20 Prozent Steigung, mal 15 Prozent und dann grauenhafte 30 Prozent. Keine Ahnung wie viel es am Ende genau waren, aber für mich war es nur gehbar. An Laufen war hier nicht zu denken. Kraft sparen, wo man kann!
Bei Kilometer 18 stand er, der Brockengipfel wie auf dem Präsentierteller. FOTOMOTIV! Das Ziel kam näher. 2:08h und der Gipfel bei Kilometer 19 war erklommen. Der nächste 5km Split kam in 44:23min. Kein Wunder, es war eine straffe Wanderung. Noch einen Kilometer einschließlich Bild vorm Brockenstein auf dem Gipfel und der Halbmarathon in 2:20:30h war absolviert.
Ab jetzt ging es berab. Das, was es hoch ging, musste man auch wieder runter. Es folgten 2km unter 10 Minuten zum Beine lockern. Diese fühlten sich sehr gut an. Also ging es kontrolliert weiter. Kilometer 20-25 kamen in 25:30 Minuten. 25 bis 30 in knapp 26 Minuten. Es lief.
Mit jedem Kilometer wächst die Euphorie
Bei Kilometer 32 drohten die Wiederholungstäter bereits einen Berg an. Wieso noch einer? Der Brocken hat doch gereicht. Nein! und los ging es. Wortwörtlich ging es am Ottofelsen sofort ins Gehen über. Es folgte ein Kilometer in 7:30min. Danach lief es wieder entspannt immer weiter abwärts in Richtung Ziel. Ein kleiner Berg bei Kilometer 37 in knapp 7min und anschließend alles im knapp unter 5er Schnitt ins Ziel. Mit 4:52min/km war Kilometer 42 im Nachgang betrachtet sogar der "schnellste".
Es war eine mega Veranstaltung mit sehr viel familiärem Flair, netten Unterhaltungen und gemeinsamen Laufgeschichten und Qualen.
Der Samstagnachmittag stand im Zeichen des Schlosses Wernigerode. Aber dorthin ging es mit der Bimmelbahn. Ich hatte dann doch keine Lust mehr auf Berge :-)
Somit ist der Brockenmarathon nun auf der to-do-Liste abgehakt. Eine großer Dank geht an alle Unterstützer.
Sport frei
Impressionen